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Ass des Monats - General Johannes 'Macky' Steinhoff
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Als fähiger Jagdpilot und inspirierender Anführer war Johannes Steinhoff einer der erfolgreichsten Experten der deutschen Luftwaffe des Zweiten Weltkriegs. Doch auch im Angesicht größten Unglücks und schwerer Herausforderung machte sich Steinhoff im Deutschland der Nachkriegszeit Rang und Namen, wo er am Wiederaufbau der Luftstreitkräfte seiner Nation ebenso beteiligt war wie an einer ernstgemeinten Versöhnung mit den Westalliierten. In der Bundeswehr gilt er noch heute als Legende auch für seine ungebrochene Entschlossenheit trotz schwester Verwundung.

Geboren im September 1913 war Johannes Steinhoff eines von fünf Kindern. Sein Vater arbeitete als Müller bei Bottendorf, Thüringen, wo Steinhoff gemeinsam mit seiner Familie seine Kindheit verbrachte. Als akademisch begabter Jugendlicher lernte er Sprachen in einer Klosterschule, bevor er Sprachwissenschaften an der Universtiät Jena mit der Absicht Lehrer zu werden studierte.

Während seiner Zeit an der Universtitä war er aktives Mitglied des bekannten und glamurösen ‘Mensur’-Zirkels, wo die Kunst des Degenkampfes mit echten Klingen an deutschen Universitäten erprobt wurde. Trotz seiner Begabung war Steinhoff finanziell nicht in der Lage eine akademische Laufbahn zu unterhalten und war damit gezwungen, seine Studien aufzugeben. 1934 trat er schließlich als Seekadett in die Kriegsmarine ein.


Nachdem er Interesse an der Luftfahrt gezeigt hatte, transferierte Steinhoff 1936 zur neu geschaffenen Luftwaffe, um sein Training als Pilot zu beginnen. Da er während seines Trainings konstant beeindruckende Leistungen zeigte, wurde er für die Ausbildung an einsitzigen Jagdmaschinen ausgewählt und nach seinem Abschluss dem Jagdgeschwader 26 zugeteilt, das mit der modernen und tödlichen Messerschmitt Bf 109E-1 ausgestattet war. Als Deutschland im September 1939 mit dem Überfall auf Polen begann, behielt die Luftwaffe die große Mehrheit ihrer einmotorigen Jäger in Reserve, so auch den Hauptteil des JG 26. Steinhoff war die Teilnahme an Kampfhandlungen bis zum Winter 1939 vergönnt, als seine Einheit zum Abfangen britischer Wellington-Bomber, die gegen die deutsche Marine bei Wilhelmshaven vorgingen, alarmgestartet wurde. Steinhoff schoss während seines ersten Luftkampfs einen gegnerischen Bomber ab. Zwei weitere Bomber folgten kurz darauf in einem weiteren Einsatz.

Im Februar 1940 wurde Steinhoff zur 4./JG 52 verlegt, wo er sowohl am Westfeldzug gegen Frankreich als auch an der Luftschlacht um England teilnahm. Während dieser Zeit diente er als Staffelkapitän des legendären deutschen Ass Hans-Joachim Marseille, diesen bezeichnete er als phänomenalen Jadgpilot, der jedoch zu sehr darauf fokussiert sei, Mädchen hinterherzujagen. Diesen Ruf zog er sich vor allem dadurch zu, dass er wiederholt nach nächtlichen Eskapaden als fluguntauglich eingestuft wurde. In einem Interview nach dem Krieg, das 2006 auf der Website ‘historynet’ veröffentlicht wurde, sprach Steinhoff mit großem Respekt und großer Anerkennung über die Piloten, denen er im Kampf gegenüberstand. Sein größtes Lob galt allerdings den Briten, die er als zäh, mutig und als die besten Piloten beschrieb, gegen die er in den Krieg ziehen musste - vor allem aufgrund der gleichwertig schrecklichen Verluste auf beiden Seiten und der Tatsache, dass Steinhoff selbst einst von den Briten abgeschossen wurde. Später kritisierte Steinhoff vor allem die Führungsqualitäten des Reichsmarschalls Herman Göring, die er als Schlüsselfaktor in der Unfähigkeit der Luftwaffe, die Luftüberlegenheit über Großbritannien zu erringen, bezeichnete. Im gleichen Atemzug machte er seine offene Ablehnung und seinen Hass gegenüber dem ehemaligen Anführer der Luftwaffe deutlich.



Mit sechs Luftsiegen zum Ende der Luftschlacht um England war Steinhoff ein hochrespektierter Kampfpilot geworden, der unter den jungen Piloten vor allem deshalb so beliebt war, weil er viele Stunden und Mühe in die Ausbildung seiner weniger erfahrenen Kameraden investierte. Im Juni 1941 wurde das JG 52 an die Speerspitze von Unternehmen Barbarossa, dem Angriff auf die Sowjetunion, gestellt. Allein im ersten Monat der Kampfhandlungen schoss Steinhoff 28 gegnerische Flugzeuge ab und wurde schließlich im August, nach 35 Luftsiegen, mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Doch auch gegenüber den sowjetischen Piloten zollte er in seinen Kommentaren nach dem Krieg Respekt, die er als diszipliniert und prinzipientreu bezeichnete. Unter den Garde-Einheiten befänden sich, so seine Worte, mitunter einige der besten Piloten der Welt. Gleichzeitig zog er einen Vergleich zur Westfront und bezeichnete die Ostfront als einen deutlich brutaleren Kriegsschauplatz, mehr noch als er erwartet hätte. Der unerbittliche russische Winter hatte einen geradezu lähmenden Effekt auf die Luftwaffenoperationen gegen die Sowjetunion.

Im Februar 1942 übernahm Hauptmann Steinhoff das Kommando über die II./JG 52. Im August des selben Jahres schoss er sein 100. Flugzeug ab und bereits im Februar 1943 folgte das 150. Im März 1943 wurde Steinhoff zum Geschwaderkommodore des JG 77 ernannt, was ihm  nach zwei Jahren an der Ostfront einen geradezu erholsamen Mittelmeereinsatz bescherte. Doch auch hier waren die Kämpfe unerbittlich und Steinhoff wurde während seines ersten Einsatzes bei einem Abfangmanöver gegen eine B-24-Bomber von Spitfires abgeschossen. Bei diesem Zwischenfall war Steinhoff zum ersten und einzigen Mal in seiner Karriere dazu gezwungen worden, den Fallschirm einzusetzen. Sonst zog er es immer vor, seine beschädigte Maschine sicher abseits der Front zu Boden zu bringen.



Sich nun den US-Amerikanern als Gegner stellend, musste Steinhoff neue Herausforderungen überwinden. Er sah die Maschinen der USA als allen übrigen Feindmaschinen gegenüber überlegen an und bezeichnete die P-38 Lightning als den schwierigsten Gegner im Luftkampf, während er in der B-17 die am schwersten zu knackende Nuss sah. Im Juli 1944 wurde Steinhoff mit den Schwertern zu seinem Ritterkreuz dekoriert und im Oktober zum Kommando Nowotny transferiert, um seine beachtliche Erfahrung bei der Erprobung und Schaffung von Taktiken für den neuen Strahljäger Me 262 zum Einsatz zu bringen. Im Dezember 1944 übernahm er das Kommando über JG 7, doch seine neue Einheit erfuhr vernichtende Verluste im Unternehmen Bodenplatte, dem letzten Versuch der Luftwaffe, sich den vorrückenden Alliierten im Westen in großer Zahl entgegenzuwerfen.

Im Frühjahr 1945 gehörte Oberst Steinhoff zur Riege der hochdekorierten Luftwaffenoffiziere, denen wegen ihrer offenen Kritik gegenüber dem Oberkommando Verrat vorgeworfen wurde. Steinhoff wurde seines Kommandos entzogen und nach Italien überstellt, wurde aber schon bald darauf zurückbeordert um neben Adolf Galland im JV 44 auf der Me 262 zu dienen. Am 18. April 1945, während des Alarmstarts zum Abfangen eines Verbands von amerikanischen Bombern, verkeilte sich Steinhoffs Me 262 in einem nur behelfsmäßig reparierten Bombenkrater auf der Rollbahn und verlor dabei ihr linkes Fahrwerkrad. Sein Jäger verunglückte am Ende der Rollbahn und seine 24 R4M-Raketen explodierten. Das daraus resultierende Feuer entstellte Steinhoff für den Rest seines Lebens; während der nächsten Jahre waren allein an seinem Gesicht mehr als 70 Operationen erforderlich. Für Steinhoff war der Krieg damit vorbei.



Nach zwei Jahren im Krankenhaus gab sich Steinhoff nicht geschlagen. 1947 trat er der Luftwaffe der Nachkriegszeit bei und kletterte dort bis auf den Rang eines Generals. 1966 wurde er Stabschef der Luftwaffe und 1971 Vorsitzender des Militärkommitees der NATO. Noch immer insbesondere den Männern unter seinem Kommando ergeben, stellte Steinhoff neue Trainingspläne für seine Strahljägerpiloten vor, nachdem er von unakzeptablen Unfallraten auf dem F-104 Starfighter erfahren hatte.
 
Im Jahr 1985 besuchte U.S. Präsident Ronald Reagan den Friedhof bei Kolmeshöhe, als Teil der Versöhnungsbemühungen zum Anlass des 40. Jahrestags des ‘Victory in Europe Day’, dem Tag des Kriegsendes in Europa. Dieser Besuch gestaltete sich als höchst umstritten nachdem die Tatsache laut wurde, dass der Friedhof auch letzte Ruhestätte einiger Waffen-SS-Soldaten war. Um die Situation zu besänftigen besuchte Reagan zuerst eine Gedenkzeremonie beim ehemaligen Konzentrationslager Belsen. Steinhoff gehörte zu den Männern, die zur Teilnahme an der Veranstaltung neben dem U.S. Präsident ausgewählt wurden. Während der Kranzniederlegung an der Gedenkwand des Lagers stand Steinhoff in Habachtstellung und schüttelte den amerikanischen Delegierten die Hand - eine Geste, die von Präsident Reagan willkommen geheißen wurde.

Johannes Steinhoff verstarb im Februar 1994 im Alter von 80 Jahren. Insgesamt schoss er 176 feindliche Flugzeuge ab, davon sieben im Strahljäger. Er selbst wurde zwölf mal abgeschossen. Nach dem Unfall widmete er den Großteil seines Lebens der Verbesserung der Beziehungen zwischen den ehemaligen Kriegsparteien und wird noch heute als ernste und teilnahmsvolle Persönlichkeit geschätzt.


Über den Autor

Mark Barber, historischer Berater bei War Thunder

Mark Barber ist Pilot bei den Luftwaffenverbänden der Royal Navy des Vereinigten Königreichs. Sein erstes Buch wurde von Osprey Publishing 2008 verlegt. In der Zwischenzeit hat er einige weitere Titel für Osprey geschrieben und auch Artikel in verschiedenen Magazinen, z.B. im Luftfahrtmagazin "Flypast", veröffentlicht.  Sein Hauptinteresse gilt der britischen Marinefliegerei im Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Geschichte des RAF Fighter Command im Zweiten Weltkrieg. Für Gaijin Entertainment ist er als historischer Berater tätig und darüber hinaus in den historischen Bereichen des War Thunder Forums aktiv. Regelmäßig schreibt er die Artikel zum "Ass des Monats".


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