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Frauen an der Westfront
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Eine wachsende Anzahl der Spieler von War Thunder sind Frauen. Darum möchten wir mit dem heutige Artikel einen Blick zurück werfen und die wichtige Rolle der Frauen im Weltkrieg betrachten. Heutzutage dienen in vielen Streitkräften der Welt ganz selbstverständlich auch Frauen, doch seit Menschengedenken waren Frauen im Militär oft nicht gleichberechtigt und hatten darum oft nicht die selben Rechte oder Privilegien wie ihre männlichen Kameraden. Auch heute noch steht Frauen nicht überall der Weg in die unterschiedlichen Kampfeinheiten offen, was zur damaligen Zeit noch viel verstärkter zu beobachten war. Doch es gab auch Ausnahmen, wie z.B. die kämpfende Frauen in der sowjetischen Roten Armee, die wohl zu den bekanntesten Beispielen für Frauen im Soldatendienst stehen. In diesem Artikel wollen wir allerdings auf die weniger bekannten Fälle von Frauen im Militär blicken: An Jene, die an der Westfront ihren Dienst bei den Luftstreitkräften leisteten.
 

Zwei Frauen des ATS leisten Dienst
an einem Suchscheinwerfer

Großbritannien hatte im Ersten Weltkrieg in den drei Truppengattungen Heer, Marine und Luftwaffe rund 100.000 Frauen im Einsatz, doch ihre Tätigkeit in den britischen Streitkräften wurde mit der Einstellung der Kampfhandlungen sofort beendet. In den 1930er Jahren, die eine merkbar aufziehende Kriegsgefahr bemerken ließen, drängten einige prominente Frauen der oberen Gesellschaftsschichten auf eine Rückkehr der Frauen ins Militär. 1938 wurde schließlich der ‘Auxiliary Territorial Service’ (Territorialer Hilfsdienst), ATS, in Leben gerufen, in dem Frauen Heeresdienst leisten konnten. Im April 1939 folgte der ‘Woman’s Royal Naval Service’ (Königlicher Marinedienst für Frauen), mit dem Frauen in der Marine dienen durften und zwei Monate später die ‘Women’s Auxiliary Air Force’ (Hilfsluftwaffe der Frauen). Auch wenn Frauen heute nicht mehr zu unterschiedlichen Teilstreitkräften gehören, werden die Abkürzungen “Wren” und “WAAF” auch heute noch gelegentlich verwendet.
 

In der Anfangszeit dieser Militärdienste war die Lage der Frauen aber noch weit vom Ideal entfernt. Ihnen wurde grundsätzlich das Offizierspatent verweigert und die weiblichen Unteroffiziere der Hilfsverbände hatten ausschließlich Befehlsgewalt über ihre ebenfalls nicht uniformierten Kameradinnen und damit nicht die gleiche Autorität wie ihre männlichen Gegenstücke. Ihr Dienstrang war dem eines Mannes gleichen Ranges nicht gleichgestellt und Frauen konnten auf keiner Ebene Befehlsgewalt über Männer ausüben. Erst im April 1941 wurde die Autorität der Frauen erweitert, was den Frauen mehr Mitspracherecht ermöglichte. Dennoch mussten weibliche Offiziere nicht gegrüßt werden und sie erhielten bei gleichen Pflichten nur ein Drittel des Soldes der Männer.
 

Zwei 'Wrens' bauen einen Teil einer
'pom-pom gun' bei Liverpool zusammen

Die wichtigste Aufgabe der Frauen des ATS war der Dienst als Flakhelferin bei der Flugabwehr, die sich anfangs auf die Bedienung der Flakscheinwerfer beschränkte und später auf den Wachdienst der Stellungen ausgeweitet wurde. Theoretisch wäre es den Frauen nach dem Gesetz verboten gewesen die Flugabwehrgeschütze zu bedienen, es kursieren jedoch zahlreiche Geschichten, bei denen die Frauen des ATS und WRNS voller Wut auf feindliche Flugzeuge feuerten, als die Bomben auf ihre Heimat fielen.
 

Innerhalb des WRNS wurden die “Wrens” zunächst zum Verpacken der Fallschirme und zum Austausch der Flugzeugbatterien eingesetzt. Um 1944 wurde es den Frauen dann gestattet, bei den Marinefliegern (Fleet Air Arm) in jedem nicht spezialisierten Bereich der Flugzeugwartung zu arbeiten. Diejenigen unter ihnen die zu Funkerinnen ausgebildet wurden, konnten diese Tätigkeit am Boden und in der Luft ausüben und wurden damit zu den ersten weiblichen Militärfliegerinnen Großbritanniens. Innerhalb der RAF wurden die Frauen der WAAF in 75 Aufgabengebieten eingesetzt, die von meteorologischen Diensten und der Bedienung von Radarstationen am Boden über die Flugzeugwartung bis hin zur Aktualisierung von Anzeigetafeln im Hauptquartier reichten. Im Kriegsverlauf wurde an drei Mitglieder der WAAF der George Cross Award, das zivile Gegenstück zum Victoria Cross, verliehen. Etwa 100 ‘Wrens’ und 700 Frauen des ATS wurden bei der Ausübung ihrer Pflicht getötet.
 

Mitglieder des Canadian Auxiliary
Women's Corps, um August 1942

Auch wenn sie nicht Teil des Militärs war, löste die Air Transport Auxillary (Lufttransporthilfe) in Großbritannien ein sehr positives Medienecho aus. Sowohl männliche, als auch weibliche Piloten der ATA überführten neue Flugzeuge von den Fabriken zu den Geschwadern oder von einem Stützpunkt zum Andern. Außerdem überführten sie beschädigte oder reparierte Maschinen zu, oder von den Wartungsstandorten. Zwar waren nur etwa 10% der Piloten der ATA weiblich, aber ihr Beitrag war wichtig und sollte den Weg in die Zukunft weisen. Immerhin erhielten die Pilotinnen der ATA ab 1943 die gleiche Besoldung wie ihre männlichen Kollegen. Von diesen Pilotinnen starben 15 bei der Ausübung ihrer Pflicht, darunter auch Amy Johnson, die weltberühmte Fliegerin der Vorkriegszeit.
 

In den anderen Staaten des Commonwealths wurden ähnliche Einheiten gegründet. Die kanadische Regierung gründete das Canadian Women’s Army Corps (Armeekorps der kanadischen Frauen), den Women’s Royal Canadian Naval Service (Königlicher kanadischer Marinedienst der Frauen) und die Canadian WAAF (Kanadische Hilfsluftwaffe der Frauen). Australien zog mit der Gründung des Australian Women’s Army Service (Armeedienst der australischen Frauen) und Entsprechungen bei der Marine und der Armee nach. Neuseeland und Südafrika riefen mit Ausbruch der Feindseligkeiten eigene Einheiten für Frauen ins Leben und Indien und Burma zogen 1942 nach.
 

Beim Militär der Vereinigten Staaten verliefen die Dinge etwas zögerlicher. 1941 wurde dem Kongress ein entsprechender Gesetzentwurf vorgeschlagen, mit dem der Einsatz von Frauen in nicht-kämpfenden Einheiten beschlossen werden sollte. Das Gesetz stieß aber auf heftigen Widerstand und konnte nur mit einer minimalen Mehrheit von elf Stimmen verabschiedet werden. Das Women’s Army Auxiliary Corps (Armee-Hiflskorps der Frauen) wurde dennoch im Mai 1942 in Dienst gestellt, doch Anforderungen für den Eintritt waren extrem hoch. In den Anfangsmonaten hatten 90% der Frauen, die dem WAAC beitraten, mindestens einen Collegeabschluss.
 

AWAS bei der Ausbildung an Owen-
Gewehren, Belmont, Queensland

Dies zum Trotz waren bis zum April des Folgejahres bereits etwa 100.000 Frauen dem WAAC beigetreten. Ähnliche Dienste gab es auch für die US Navy, die Küstenwache und das US Marine Corps. Die Women’s Airforce Service Pilots (Dienstpiloten der Luftwaffe der Frauen), oder kurz WASPs (Wespen), bestanden aus etwa 1000 Frauen, die zur Überführung von Militärflugzeugen herangezogen wurden. Dabei flogen sie über 96 Millionen Kilometer und erlitten insgesamt 28 Todesfälle. Wie bei den Briten flogen sie jedes im Militärdienst vorhandene Flugzeug, wobei es sich angefangen mit einer P-51 bis zu einer frisch reparierten B17 um alles Mögliche handeln konnte.
 

Diese breit verteilten Aufgabengebiete beschränkten sich aber nicht nur auf die Alliierten. In Deutschland wurden die Luftwaffenhelferinnen ab 1940 ursprünglich dazu eingesetzt um Männer für den Dienst an der Waffe freizustellen, was sich anfangs nur auf Bürotätigkeiten beschränkte, später aber auf Aufgaben in der Wartung und der Flugabwehr ausgeweitet wurde. In Deutschland war es für eine Frau sogar möglich Testpilotin für Strahlflugzeuge zu werden.
 

Drei Luftwaffenhelferinnen unmittelbar
nach ihrer Festnahme durch Alliierte

Tragischerweise mussten sich Frauen im Militär nicht nur den gleichen Gefahren wie ihren männlichen Kameraden stellen und dabei geringere Privilegien bei gleichem Rang und eine schlechtere Bezahlung hinnehmen, sondern mussten sich auch oftmals niederträchtigen und unbegründeten Anschuldigen ihrer eigenen Regierungen stellen. In Großbritannien gab es einen parlamentarischen Ausschuss, der sich mit Vorwürfen von Promiskuität, Trunksucht und groben Fehlverhaltens, sowie unehelicher Schwangerschaften innerhalb der ATS, WRNS und der WAAF befasste. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im August 1942 veröffentlicht. Dabei wurde erwiesen, dass die gegen die Frauen erhobenen Vorwürfe absolut verleumderisch waren. In den Vereinigten Staaten gaben Zeitungen und Radiosender dagegen bekannt, dass 90% der Frauen des WAAC Prostituierte wären. Das war eine schreckliche und unbegründete Behauptung den tapferen Frauen gegenüber, die für ihren Mut eigentlich schon genug zu ertragen hatten.
 

Während sich Frauen vieler Nationen freiwillig in die gleichen Gefahren wie die Männer begaben und in tausenden Fällen damit konfrontiert wurden, das ultimative Opfer für ihr Land zu geben, stieg die Akzeptanz ihrer Rolle nur ungerecht langsam. Zum Glück haben sich die Strapatzen der vergangenen Generationen gelohnt und viele Frauen steigen heute auch in die höchsten Ränge der Streitkräfte ihrer Nationen auf.
 


Über den Autor

     

Mark Barber, historischer Berater bei War Thunder

Mark Barber ist Pilot bei den Luftwaffenverbänden der Royal Navy des Vereinigten Königreichs. Sein erstes Buch wurde von Osprey Publishing 2008 verlegt. In der Zwischenzeit hat er einige weitere Tite für Osprey geschrieben und auch Artikel in verschiedenen Magazinen, z.B. im Luftfahrtmagazin "Flypast", veröffentlicht.  Sein Hauptinteresse gilt der britischen Marinefliegerei im Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Geschichte des RAF Fighter Command im Zweiten Weltkrieg. Für Gaijin Entertainment ist er als historischer Berater tätig und darüber hinaus in den historischen Bereichen des War Thunder Forums aktiv. Regelmäßig schreibt er die Artikel zum "Ass des Monats".


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