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Das Dienstpferd der Luftwaffe - Erstflug der Fw 190
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Die Focke-Wulf Fw 190 war eine Serie von deutschen Jagd- und später auch Schlachtflugzeugen des Zweiten Weltkriegs, die als einsitziger Tiefdecker in Ganzmetallbauweise konzipiert wurden. Mit ihrer robusten Konstruktion war sie als zweiter Standardjäger der Luftwaffe die ideale Ergänzung zur filigranen Messerschmitt Bf 109 und wurde in den späteren Kriegsjahren als schwere Waffenplattform bevorzugt für die Bekämpfung alliierter Bomber eingesetzt.

Den Grundstein für die Entwicklung der Focke-Wulf Fw 190 legte 1937 eine Entscheidung des Reichsluftfahrtministeriums (RLM), neben der Messerschmitt Bf 109 einen zweiten Standardjäger für die Luftwaffe zu konzipieren. Das RLM zweifelte zwar nicht an der Einsatztauglichkeit der zwei Jahre zuvor eingeführten Bf 109, war sich aber der rasanten Entwicklung der Flugzeugtechnologie bewusst. Mit dem zweiten Jagdflugzeug sollte nicht nur von den technischen Fortschritten der jüngsten Zeit profitiert werden, sondern auch die erkannten Schwachstellen und Einschränkungen der Bf 109 gekontert werden. Auch wollte man international nicht ins Hintertreffen geraten, da alle Nationen mit respektabler Luftwaffe mindestens zwei Jagdflugzeuge simultan entwickelten.

In einem für das Deutsche Reich der damaligen Zeit ungewöhnlichen Schritt wurde bei der Vergabe des Entwicklungsauftrags auf eine nationale Ausschreibung an die Industrie verzichtet und der Auftrag zur Schaffung des neuen Flugzeugs direkt an Focke-Wulf erteilt. Auch wenn es heute nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden kann, so müssen doch die Ideen und Vorstellungen Kurt Tanks, Chefentwickler bei Focke-Wulf, ihren Beitrag zur Entscheidung des RLM beigetragen haben. Dieser hatte die damals schnellsten Jagdflugzeuge der Welt, die Bf 109 sowie die britische Supermarine Spitfire, als ‘Rennpferde’ bezeichnet, die als Hochleistungsflugzeuge einen leistungsstarken Motor mit kleinstmöglicher Zelle verbanden und unter den richtigen Umständen alle Konkurrenten überflügeln konnten, dafür allerdings in vielen Situationen anfällig waren. Tank stellte sich bei der Entwicklung der Fw 190 ein Flugzeug vor, dass auch unter widrigen Umständen, wie unerfahrenen Piloten, nur kurz ausgebildetem Bodenpersonal und schlechten Start- und Landestrecken, operieren konnte und dabei ausgezeichnete Flugleistungen mit effektiver Bewaffnung verband. Das neue Flugzeug sollte also kein ‘Rennpferd’, sondern ein ‘Dienstpferd’ werden.

Die Entwicklungsarbeiten bei Focke-Wulf begannen etwa 1938 unter der Leitung von Kurt Tank, bei der technischen Ausgestaltung  hatte aber vor allem sein Assistent, Oberingenieur Rudolf Blaser, die Federführung inne. Anders als bei der Bf 109 von Messerschmitt, die über einen flüssigkeitsgekühlten Reihenmotor vom Typ DB 601 verfügte, wurde bei der Fw 190 ursprünglich der luftgekühlte Sternmotor BMW 139 verbaut. Auf diese grundsätzliche Entscheidung hatte vor allem der damalige Generalleutnant der Luftwaffe Ernst Udet maßgeblichen Einfluss, der sich davon nicht nur die Entlastung der V-Motorenindustrie erhoffte, sondern auch die geringere Beschussanfälligkeit des Sternmotors gegenüber dem Reihenmotor in die Erwägung einfließen ließ. Diese Eigenschaft sollte vor allem in den letzten Kriegsjahren für die Fw 190 als Abfangjäger der mit schweren Maschinengewehren bewaffneten, alliierten Bomber sprechen.

Neben dem Sternmotor ist vor allem die insgesamt robuste Konstruktion, insbesondere des Fahrwerks und der Flügel, erwähnenswert. Die großen Laufräder des stabilen und großen Fahrwerks erlaubten den Start von und die Landung auf auch schwierigen Bahnen, zum Beispiel solchen, die von den Armeen behelfsmäßig im Felde ausgehoben worden waren. Im Vergleich zur Bf 109 war die Anzahl der Abstürze bei Start- und Landemanövern auch von beschädigten Maschinen daher deutlich geringer. Die Flügel verfügten zudem über einen äußerst beständigen, durchgehenden Holm, und erlaubten es den Piloten, das Flugzeug relativ risikofrei nahe der Belastungsgrenze zu operieren, ohne ein strukturelles Versagen befürchten zu müssen. Zusätzliche Panzerung schützten Pilotenkanzel und die im Rumpf befindlichen, selbstabdichtenden Treibstofftanks und eine Bewaffnung von mindestens vier Maschinengewehren oder Maschinenkanonen sorgte für zeitgemäße Feuerkraft.

Der Erstflug des ‘Würgers’, wie die Fw 190 mit Sternmotor genannt wurden, fand mit der Prototypversion Fw 190 V1 vor 75 Jahren am 1. Juni 1939 im Entwicklungsort Bremen in Norddeutschland durch Cheftestpilot Hans Sander statt. Gute Handhabung, hohe Geschwindigkeit, einfacher Start- und Landevorgang und gute Sichtverhältnisse für den Piloten sorgten für ein gutes Gesamtbild von Kurt Tanks ‘Dienstpferd’; es wurden aber auch einige Problematiken aufgezeigt, die mit den folgenden Weiterentwicklungen behoben wurden. Erstes Auslieferungsmodell war zwei Jahre nach dem Erstflug im Juni 1941 die Fw 190 A-1, die neben einem neuen Motor, dem BMW 801, nun über vier 7,92-mm MG 17 Maschinengewehre und zwei 20-mm Ikaria MG/FF in den Flügeln verfügte und weitere technische Verbesserungen erhalten hatte. Die britische Royal Airforce musste mit der Einführung der A-1 bei den Frontverbänden mit Erschrecken feststellen, dass das neue Flugzeug der Supermarine Spitfire Mk.V technisch überlegen war. Vor allem in Bezug auf die Roll- und Höchstgeschwindigkeit war der zweite deutsche Standardjäger deutlich überlegen. Auch an der Ostfront war die Fw 190 erfolgreich, wo sie verstärkt auch für den Einsatz als Schlachtflieger umgerüstet wurde.


Die Fw 190 wurde im Verlauf des Krieges vielen weiteren Veränderungen und Aufrüstungen unterzogen und das Flugzeug wurde unter anderem ebenfalls als Nachtjäger, Aufklärer und Jagdbomber eingesetzt. An dieser Stelle sei besonders die Fw 190 D-Serie erwähnt, die verstärkt mit dem bisherigen Entwicklungskonzept brach. Statt der Verwendung eines Sternmotors wurde bei den Flugzeugen der ‘Dora’-Serie ein flüssigkeitsgekühlter Reihenmotor verbaut, der die Höhenleistungen des Flugzeugs verbessern und die Einsetzbarkeit als Höhenjäger gewährleisten sollte. Um dem Reihenmotor Platz zu bieten, musste die Nase der Fw 190 deutlich verlängert werden, was den Flugzeugen der D-Serie den Spitznamen ‘Langnase’ einbrachte.

Insgesamt wurden während des Krieges etwa 19.500 Flugzeuge vom Typ Fw 190 gebaut, die an allen Fronten erfolgreich eingesetzt wurden. Insbesondere in der finalen Phase des Krieges zeigte das ‘Dienstpferd’ allerdings seinen wahren Wert, als es bei der so genannten ‘Reichsverteidigung’ die Hauptlast der Kämpfe gegen die erdrückenden Massen alliierter Bomber trug.
 

Fw 190 A-1 von pogotorte - Im Artikel verwendet

 

Euer War Thunder Team

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