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- Der letzte Luftkampf
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TBF Avenger (JZ595) des 820 squadron FAA, stationiert auf der HMS Indefatigable. Tarnanstrich von Satsuki_Kiryuuin | Hier herunterladen


Nachdem die Länder der Welt des Blutvergießens endlich müde wurden, ging die Tragödie des Zweiten Weltkrieges im August des Jahres 1945 endlich zu Ende. Am 15. August fand am Himmel über der Bucht von Odaki ein Luftkampf statt, der von vielen Historikern als der letzte Luftkampf des Zweiten Weltkriegs angesehen wird.
 

Luftansicht der Indefatigable auf hoher See. Aufgenommen am 7. November 1944.

Der britische Träger HMS Indefatigable war bereits seit mehreren Monaten im Pazifik im Einsatz. Die Flugzeuge des 24. Geschwaders waren den August über damit beschäftigt gewesen die Gefahr von Kamikazeangriffen in der Bucht einzudämmen. Doch am 14. August ergingen Befehle über offensive Operationen für den nächsten Tag.
 

Es war ein Angriff auf einen japanischen Flugplatz in Kisarazu geplant. Fairey Fireflies starteten um 04:00 Uhr für den ersten Angriff. Ein weiterer sollte durch sechs Grumman Avengers erfolgen. Die Marinegeschwader 887 und 894 waren mit der Eskorte beauftragt. Die Flugzeuge starteten und flogen zu ihrem Ziel. Unterleutnant Hockley flog den Führungsjäger der fünf Seafires und hielt dabei engen Kontakt mit den Avengers. Dabei führte Unterleutnant Lowden weitere drei Seafires LIII als zusätzliche Deckung und sicherte aus der Höhe. Die Angiffsgruppen flogen in schlechtes Wetter ein und erkannten, dass niedrig hängende Wolken ihre gepanten Ziele verdecken würden. Darum änderten sie ihren Kurs und flogen das Sekundärziel an. Dies war eine chemische Fabrik die ebenfals an der Bucht von Odaki lag.
 

Mit aufklarendem Wetter wurde die Sicht besser und unterhalb der Formation wurden zwei japanische A5M5 gesichtet. Nachdem sich die britischen Flugzeuge kurz über Funk ausgetauscht hatten, wurde davon ausgegangen, dass es sich hierbei vermutlich um einen Köder handelte. Dieser sollte die Seafires von den Avengers fortlocken. Man entschied sich, weiter auf das Ziel zuzuhalten und dabei den Himmel nach weiteren japanischen Jägern abzusuchen. Während dieser Funkkommunikation erlitt das Funkgerät von Unterleutnant Ockley einen Defekt und damit war die Kommunikation mit der Nahbereichseskorte stark behindert.
 

Als 12 Zeros (vermutlich von der 302. Kokutai oder der 252. Kokutai) an den Hecks der Seafires und Avengers auftauchten, knisterte ein Warnruf aus den Headsets der britischen Besatzungen. Die Seafires warfen ihre Zusatztanks ab und drehten auf die Angreifer ein. Nur Hockley, der die Warnung nicht hören konnte und als Führunsflugzeug die Aktionen seiner Kameraden auch nicht sehen konnte, tat dies nicht. Seine Kameraden versuchten den Angriff aufzuhalten, doch es war zu spät. Der einkommende Geschosshagel zertrümmerte seine Seafire und er war gezwungen aus seinem abstürzenden Wrack auszusteigen und den Fallschirm auzulösen. Nach seiner Landung wurde er von japanischen Streitkräften gefangen genommen.
 

Eine Raketen tragende Fairey Firefly des 1770 Squadron, Fleet Air Arm

Lowden führte seine drei Seafires in einem Angriff auf die 12 Zeros und die beiden Zeros, die vorher bereits entdeckt wurden, stiegen auf, um sich dem Kampf anzuschließen. Von ihrem Hauptauftrag, der Verteidigung der Avengers behindert, der Unterzahl von 2:1, dem Verlust von Hockley und Zeros hinter, sowie über ihnen, sah die Situation für die Kampfpiloten der Royal Navy eher düster aus.
 

Lowden suchte sich sein Ziel aus und drückte auf dem Feuerknopf an seinem Steuerknüppel als er sich der Zero näherte. Aus etwa 775 Metern schlugen die 20 mm Granaten in sein Ziel ein und auf etwa 400 Meter ging die Zero in Flammen auf. Er überprüfte kurz ob mit seiner Maschine alles in Ordnung war, drehte auf sein zweites Ziel ein und eröffnete erneut das Feuer. Seine linke Kanone verklemmte und sein Flugzeug gierte mit jedem Feuerstoß seiner rechten Bordkanone. Nachdem er sich darauf eingestellt hatte, erledigte er mit drei Feuerstößen die zweite Zero auf etwa 250 Meter Entfernung. Dann hielt er auf einen weiteren feindlichen Jäger zu. Inzwischen hatte sein Flügelmann S/Lt Williams auch eine Zero vom Himmel geholt und hielt nun auf die Jäger zu, welche auf Lowden zielten. Zwischen den beiden Seafires wurde nun der vierte japanische Jäger abgeschossen.
 

Nun hielt ein Trio A6M auf Lowden zu. Der britische Kampfpilot zog seine Seafire unter Höchstlast herum um seine Feuerkraft auf die Ziele zu bringen als sie sich gegenseitig umkurvten. Lowden beschädigte zwei der Gegner und diese hatten nun ihren Vorteil verloren. Bevor ihm die Munition ausging hatte er zwei Zeros abgeschossen, eine dritte wurde gemeinsam besiegt und er hatte zwei weitere beschädigt. Lowden tauchte mit seiner Seafire ab und ging in einem 70 Grad Sturzflug. Er erreichte dabei etwa 683 km/h und zog sich aus dem Kampf zurück. Auf seinem Rückweg wurde er von Corsairs der US-Navy abgefangen. Er konnte sie aber durch das ausfahren seines Fahrwerks und dem abkippen auf die Tragflächen, um seine Hoheitszeichen deutlich zu zeigen, davon überzeugen, dass er keine Bedrohung darstellte. In der Zwischenzeit wurde Lowdens Nummer 3, S/Lt Murphy in einen Kampf mit zwei Zeros verwickelt. Er gab später an, er hätte beide besiegt.
 

Bei den Avengers waren die verbliebenen vier Seafires nun an den Schutz der Torpedobomber gebunden. Hockleys Flügelmann, S/Lt Gorvin wurde von einer Zero getroffen und erlitt an einer seiner Kanonen eine Ladehemmung und konnte seinen Zusatztank nicht mehr abwerfen. Der Anführer der zweiten Zweiergruppe, S/Lt Kay setzte eine Zero in Brand als diese die Avengers angriff und riss mit einem 60 Grad Schuss einer Zero den Schwanz ab und beschädigte einen dritten feindlichen Jäger bevor ihm die Munition ausging. Sein Flügelmann, S/Lt Kay, kämpfte auch mit einer klemmenden Kanone, konnte aber die Zeros trotzdem beschäftigen und feuerte auf drei von ihnen, zerstörte ein davon und stieg nach oben davon als ihm die Munition ausging.
 

Während all dies geschah, brachen vier der Zeros durch die Eskorte und griffen die Avengers an. Ein Bomber erlitt dabei erhebliche Schäden, es gelang diesem aber den Anschluss zu halten. Der Bordschütze, Petty Officer Simpson gab an, eine der Zeros mit mehreren Feuerstößen vermutlich zerstört zu haben. Alle sechs Avengers konnten ihr Ziel erreichen und bombardierten die Fabrik. Allerdings war der beschädigte Bomber dazu gezwungen, neben einem der Zerstörer der Trägereskorte zu wassern.
 

Supermarine Seafire

Die letzten Zählungen der Abschusszahlen des wahrscheinlich letzten Luftkampf des Krieges ergaben sieben sicher und drei vermutlich abgeschossene Flugzeuge. Dabei wurden vier Maschinen des Fleet Air Arm (Marineflieger) der RAF beschädigt. Eine Seafire ging im Kampf und eine Avenger nach der Notwasserung verloren. Es hat sich als schwierig erwiesen, japanische Unterlagen über diesen Tag zu finden. Die vorhandenen sind in vielen Schlüsselbereichen unvollständig. Die 302. Kokutai gab einen sicheren und zwei wahrscheinliche Abschüsse an. Die Angaben auf eigene Verluste belaufen sich auf vier. Das kommt an die britischen Zahlen in etwa heran. Die 252. Kokutai zeichnete neun Abschüsse und vier Beschädigungen an gegnerischen Flugzeugen an. Allerdings sind ihre eigenen Verluste nicht verzeichnet. Allerdings waren auch VF-88 der US-Navy in der Gegend und diese geben vier eigene Verluste bei acht Abschüssen an.

Ungenaue Angaben über den Luftkampf waren bei den Nachbesprechungen der Luftwaffen weltweit eine akzeptierte Tatsache. Dies liegt am Chaos des Luftkampfes selbst. Auf jeden Fall ist es aber sehr wahrscheinlich, dass die Seafires des 24. Geschwaders den Zeros des 302. Kokutais und möglicherweise auch Teilen des 252. Kokutais begegneten.
 

Die genaue Zahl der Abschüsse dieses Tages wird wohl offen bleiben. Die vermutlichen Zahlen zeigen aber, dass die Seafires bei diesem letzten Luftkampf die Sieger waren. Und dies, obwohl sie zahlenmäßig unterlegen waren, einen Höhennachteil hatten und ihre Eskortortaufgabe erfüllen mussten. Allerdings hatte die japanische Marine zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine erfahrenen Piloten mehr, aber auch die RAF-Piloten die an diesem Gefecht beteiligt waren, waren alles andere als Veteranen. Aber die Umstände hatten sich zu diesem Zeitpunkt des Krieges verändert. Die RAF hatte zumindest die Möglichkeit einer angemessenen Ausbildung ihrer Piloten. Dies war den japanischen Widersachern zu diesem Zeitpunkt meist verwehrt.
 

Die letzte Landung dieses Tages erfolgte durch S/Lt Victor Lowden. Er landete mit überhitzem Motor und beanspruchte nach der Landung zwei Luftsiege, einen dritten geteilten Sieg und zwei beschädigte Gegner. Als Lowden aus dem Cockpit stieg, erfuhr er von der Kapitulation Japans. Abgesehen von einigen Formalitäten war der Krieg endlich vorbei.
 


Über den Autor

     

Mark Barber, historischer Berater bei War Thunder

Mark Barber ist Pilot bei den Luftwaffenverbänden der Royal Navy des Vereinigten Königreichs. Sein erstes Buch wurde von Osprey Publishing 2008 verlegt. In der Zwischenzeit hat er einige weitere Titel für Osprey geschrieben und auch Artikel in verschiedenen Magazinen, z.B. im Luftfahrtmagazin "Flypast", veröffentlicht.  Sein Hauptinteresse gilt der britischen Marinefliegerei im Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Geschichte des RAF Fighter Command im Zweiten Weltkrieg. Für Gaijin Entertainment ist er als historischer Berater tätig und darüber hinaus in den historischen Bereichen des War Thunder Forums aktiv. Regelmäßig schreibt er die Artikel zum "Ass des Monats".

 

 

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