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Die Luftwaffe: Kommando und Organisation
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kameradschaftlichem Kämpfen nach Vorbild der Piloten der Luftwaffe animieren. Horrido!


In einem unserer früheren Artikel haben wir uns mit einer Aufschlüsselung von Geschwaderstrukturen beschäftigt und im speziellen dabei die Zusammensetzung von Geschwadern der britischen Royal Air Force und des Fleet Air Arms sowie den Heeresluftstreitkräften des Kaiserreich Japans betrachtet. Im heutigen Artikel werden wir uns nun damit beschäftigen, wie die deutsche Luftwaffe ihre Führung von den obersten Führungsebenen bis hin zur taktischen Ebene in der Luft organisierte.
 

Reichsluftfahrtministerium, Berlin

An der Spitze der Befehlskette stand das Reichsluftfahrtministerium, in dem das Oberkommando der Luftwaffe und das Büro des Reichsministers der Luftwaffe beheimatet waren. Während sich der Reichsminister um die Administration, die Finanzen und die Produktion von Flugzeugen kümmerte, hatte das Oberkommando der Luftwaffe die Weisungsbefugnis über die Truppen als solche inne.
 

Das Oberkommando der Luftwaffe wurde wiederum weiter unterteilt in verschiedene Arbeitsbereiche mit verschiedenen Aufgaben, wie die Planung und Führung von Operationen, das Sammeln und Auswerten von Aufklärungsergebnissen, das Verwalten von Ausrüstung, sowie der allgemeinen Organisation. Während des Zweiten Weltkriegs operierte das Oberkommando der Luftwaffe mehrheitlich getrennt in zwei Hauptguartieren: dem Hauptquartier in der Bunkeranlage 'Kurfürst' und dem Hauptquartier im Bunker 'Robinson'. 
 

Bezogen auf die direkte Kontrolle von Einheiten an der Front war die Luftflotte die größte militärische Einheit. Dabei handelte es sich, vereinfacht gesprochen, um eine autarke Streitmacht ,die in der Lage war eigenständig mit ihren eigenen Jägern, Bombern und Aufklärern Operationen durchzuführen. Die deutsche Luftwaffe begann den Krieg mit vier Luftflotten, aber nach dem sich über die Dauer der Gefechte die einzelnen Verantwortungsbereiche vergrößerten, mussten für die Operationsgebiete in Skandinavien und der Sowjetunion zwei weitere Luftflotten gebildet werden. Im weiteren Kriegsverlauf wurde zudem eine Luftflotte gebildet, die sich einzig für die Verteidigung des Vaterlandes verantwortlich zeigte.
 

Organisation der Luftwaffe

Um den Führungsprozess zu unterstützen teilte man die Operationsgebiete in einzelne Luftgaue auf. Jeder Luftgau besaß sein eigenes Hauptquartier mit eigener Administration, Logistik und Reserven. Neben der Aufteilung in Luftgaue, die hauptsächlich zur Vereinfachung der Logistik gebildet wurden, existierte parallel dazu noch eine weitere Organisationsform, deren Auftrag speziell die operative Führung war: das Fliegerkorps. Ein Fliegerkorps bestand aus nicht weniger als 750 Flugzeugen und wurde ebenfalls an einen Verantwortungsbereich in einem fest definierten Gebiet gebunden. Dennoch bestand die Möglichkeit, dass eine Luftflotte einer anderen Luftflotte ein Fliegerkorps für eine bestimmte Zeit 'leihen' konnte.
 

Bis hier hin haben wir uns lediglich mit der obersten Kommandoebene beschäftigt, die hauptsächlich für das Tagesgeschäft hochrangiger Offiziere und Stabsoffiziere interessant war. Die höchste Führungsebene, mit der normale Besatzungen und das Bodenpersonal an der Front in Berührung kamen, war das GeschwaderFür gewöhnlich wurde ein Geschwader von einem Major, Oberstleutnant oder Oberst geführt, was von der Größe des Geschwaders und dessen Verlustrate abhängig gemacht wurde. An dieser Stelle ist es wichtig, die Unterscheidung zwischen 'Dienstrang' und 'Dienstposten' innerhalb der Luftwaffe zu betonen: Der Dienstrang gab den militärischen Dienstgrad an, welcher über Rangabzeichen, Rangtitel und Höhe der Besoldung Auskunft gab. Der Dienstposten hingegen war die Beschreibung der ausgeübten Tätigkeit, also dem Aufgabenbereich, in dem der Dienstranghalter Befehlsgewalt ausüben konnte. Der 'Geschwaderkommodore' war somit kein Dienstrang, sondern ein Dienstposten, der einen Offizier mit der Befehlsgewalt zum Führen eines Geschwaders ausstattete. Dieser Dualismus zwischen Dienstrang und Dienstposten setzte sich in der Wehrmacht bis in die untersten Befehlsebenen fort. 
 

Ein Geschwader bestand üblicherweise aus drei Gruppen inklusive einer eigenständigen Stabsgruppe, die üblicherweise aus vier Flugzeugen bestand. Letztere setzte sich aus dem Geschwaderkommodore und seinen engsten Untergeben zusammen, wie seinem Adjutanten und dem Flugdienstberater. Ein typisches Geschwader bestand aus 94 Flugzeugen, aufgeteilt in drei Gruppen zu je 30 Flugzeugen und der Stabsgruppe. Diese Zahlen schwankten über den Krieg jedoch stark, sei es durch die unterschiedlich gute Verfügbarkeit von Material oder die Spezialisierung einzelner Einheiten.
 

Eine Gruppe wurde wenn möglich auf demselben Flugfeld stationiert, was ein tief verwurzeltes Kameradschaftsgefühl entstehen ließ und den Wunsch der Mitglieder, der eigenen Einheit treu zu bleiben, verstärkte; denn es war stets derselbe Haufen Männer, die Tage zusammen verbrachten, Seite an Seite kämpften und sich um die Probleme und Sorgen der Kameraden kümmerten. Einer Gruppe war, je nach Stärke, ein Kommodore im Dienstrang eines Hauptmanns oder Majors als Befehlshaber zugeteilt. An dieser Stelle ist es interessant, noch einmal die Unterschiede in den Verantwortungsbereichen der einzelnen Ränge unterschiedlicher Nationen zu betrachten. Denn während bei der deutschen Luftwaffe ein Hauptmann bis zu 30 Flugzeuge befehligte, wurde einem Flight Lieutenant (dem Pendant der britischen Royal Air Force) gerade einmal eine sechs Flugzeuge starke Staffel unterstellt.
 

Staffelabzeichen der 2./JG 20
2. Staffel, I. Gruppe,
Jagdgeschwader 20

Anfangs bestand eine Gruppe aus drei Staffeln zu je neun Flugzeugen. Mit der Zeit begann man jedoch den Schwarm als Basisformation zu nutzen. Da ein Schwarm aus vier Flugzeugen besteht, wurde die Größe einer Jägergruppe auf 12 Flugzeuge angehoben. Die Stabsstaffel des Kommodore behielt ihre Stärke von 4. Auch auf der Staffelebene kann man die Unterschiede der Ränge gut sehen: ein Staffelkapitän der Luftwaffe war üblicherweise im Rang eines Oberleutnants oder Hauptmanns. Sein Pendant bei der USAAF, ein 1st Lieutenant oder RAF Flying Officer, unterstellte man maximal einen Schwarm von drei bis vier Flugzeugen, da man sie oft als zu jung ansah um sich um mehr als sich selbst und ihre kleine Crew zu kümmern. Im Verlauf des Krieges wuchs die Staffelgröße auf 16 Flugzeuge (also vier Schwärmen) an. Das für die Versorgung und Instandsetzung benötigte Bodenpersonal zählte für einmotorige Jäger nicht weniger als 150 Mann, wohin für Bomber nur etwa 80 Mann benötigt wurden, da diese zusätzlich noch das Bodenpersonal des Luftgaus als Unterstützung hatten.
 

Als letzten Punkt wollen wir einen Blick auf das System werfen, nach dem Einheiten ihre Bezeichnungen zugeteilt wurden. Dies könnte für Außenseiter anfangs ein wenig kompliziert sein. Das Geschwader wurde abgekürzt auf den Anfangsbuchstaben „G“ und dann zusätzlich mit dem Anfangsbuchstaben der ihm zugeteilten Aufgabe versehen, also z.B. „JG52“ für das 52. Jagdgeschwader, wohingegen „KG76“ das 76. Kampfgeschwader (also eine Einheit , die sich hauptsächlich dem Erdkampf widmete) betitelt. Um nun eine Gruppe innerhalb des Geschwaders zu kennzeichnen vergab man römische Ziffern als Vorzeichen. Die zweite Gruppe des 52. Jagdgeschwaders würde also die Bezeichnung „II./JG52“ erhalten. Eine Ebene tiefer finden sich die Staffeln: diese erhielten arabische Ziffern entsprechend ihrer Gruppe: Staffel 1,2 und 3 gehörten somit zur I. Gruppe, 4,5 und 6 zur II. Gruppe et cetera. Die 8./StG2 ist also die achte Staffel des 2. Sturzkampfgeschwaders; dadurch, dass man über die Designation erkennen kann, dass es die 8. Staffel ist, kann man automatisch auf die Zugehörigkeit zur  III. Gruppe schließen. Diese Unterteilung konnte man also in der Bezeichnung weglassen.
 

Diesen Schlüssel kann man natürlich nur für Einheiten anwenden, die ihre volle Stärke hatten und mit regulären Aufgaben betreut waren. Bei Stärkezahlen, Rängen und den damit verbundenen Aufgaben, gab es zu jeder Zeit und auf allen Ebenen Fluktuationen, die sich aus Einsatzverpflichtungen, Verlusten und einfach verschiedenen Strukturen zu unterschiedlichen Zeitpunkten des Krieges ergaben. Wir hoffen, euch dennoch  einen guten ersten Einblick in die Struktur und den Aufbau der einzelnen Einheiten der Luftwaffe gegeben zu haben, mit dem es euch hoffentlich einfacher fällt die Informationen historischer Texte bezüglich der Luftwaffe zu verstehen.


Abzeichen der Stabsgruppedes Jagdgeschwaders 1 (Stab./JG 1), das War Thunder mit einem kommenden Update hinzugefügt wird: 

Abzeichen erstellt von Jej 'CharlieFoxtrot' Ortiz


Über den Autor

     

Mark Barber, historischer Berater bei War Thunder

Mark Barber ist Pilot bei den Luftwaffenverbänden der Royal Navy des Vereinigten Königreichs. Sein erstes Buch wurde von Osprey Publishing 2008 verlegt. In der Zwischenzeit hat er einige weitere Tite für Osprey geschrieben und auch Artikel in verschiedenen Magazinen, z.B. im Luftfahrtmagazin "Flypast", veröffentlicht.  Sein Hauptinteresse gilt der britischen Marinefliegerei im Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Geschichte des RAF Fighter Command im Zweiten Weltkrieg. Für Gaijin Entertainment ist er als historischer Berater tätig und darüber hinaus in den historischen Bereichen des War Thunder Forums aktiv. Regelmäßig schreibt er die Artikel zum "Ass des Monats".


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