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Oberst Josef 'Pips' Priller
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Fw 190 A-8 von Josef "Pips" Priller, Geschwaderommandant des JG 26, Frankreich 1944'  von PaganiZonda | hier herunterladen


Josef Priller wurde am 27. Juli 1915 im bayrischen Ingolstadt geboren und wuchs im Zwischenkriegsdeutschland auf. Er erlebte die Nöte nach dem Ersten Weltkrieg und die Veränderungen durch den Aufstieg Hitlers an die Macht selbst also hautnah mit. Er war ein eher mittelmäßiger Schüler, der aber über eine gewisse Begabung für Geschichte und Mathematik verfügte und sich die meiste Zeit aus irgendwelchem Ärger heraus hielt. Obwohl er mit seinen Freunden Freizeitaktivitäten im Freien durchaus genoss, galt er nicht als sportlich begabt. Als jugendlicher wurde Priller allerdings etwas engstirniger und auch aggressiver als in seinen frühen Jugendjahren.
 

Nach der Schule diente Josef in den Jahren 1935 bis 1936 für kurze Zeit bei der Infanterie und wechselte dann aber zur Luftwaffe, um dort Pilot zu werden. Im Oktober begann er in Salzwedel mit der Flugausbildung. Er galt dort als auffälliger, aggressiver und talentierter Pilot und wurde für den Dienst bei den Jagdfliegern ausgewählt und im April 1937 zu seiner ersten Kampfeinheit, dem I./JG 135 versetzt. Bei Kriegsausbruch diente Priller im I./JG 71, welches mit der Bf 109 ausgestattet war. Einen Monat später wurde das Geschwader in JG 51 umbenannt und Priller wurde Staffelkapitän des 6./JG 51.
 

Durch die Kombination seines inspirierenden Führungsstils und seinem treffenden Humor war der nur 1,62 m große Kampfpilot bei seinen Männern beliebt. Seinen ersten Abschuss erzielte er am 28. Mai 1940 nordwestlich von Dünkirchen an einer Spitfire der britischen Royal Aair Force. Später am selben Tag konnte er seinen Erfolg an einer Hurricane wiederholen. Bis zum Ende des Frankreichfeldzugs hatte Josef Priller sechs Luftsiege auf seinem Konto.
 

Während der Luftschlacht um England führte Priller seine Staffel auch weiterhin gegen die RAF. Bevor er das JG 51 Mitte Oktober verließ, hatte er 20 Luftsiege errungen und das Ritterkreuz erhalten. Als Militär der nicht viel Wert auf die Politik legte, malter er seine Abschussmarkierungen direkt über das Hakenkreuz auf dem Heckleitwerk seiner Bf 109. Sein trockener Humor verließ in auch im Kampf nicht: Während eines Einsatzes, bei dem einer seiner unerfahreren Piloten von der Formation getrennt wurde, schrie dieser über Funk nach Hilfe, da er allein über London war. Priller, der den Piloten deutlich sehen konnte, entgegnete über Funk, er solle sich keine Sorgen machen, denn zwei Spitfires würden sich ihm von hinten nähern und er wäre bald nicht länger allein.
 

Im November wurde Priller als Staffelkapitän zum 1./JG 26 versetzt. Trotz regelmäßiger Gefechte mit britischen Flugzeugen, konnte Priller bis zum Ende des Jahres keine weiteren Luftsiege erzielen. Über den Winter wurde seine Einheit aus den Kämpfen zurückgezogen. Nach der Rückkehr an den Kanal explodierten seine Abschusszahlen förmlich. Im Juni und Juli 1941 schoss er 24 Gegner ab, die meisten davon Spitfires. Im Dezember wurde ihm nach seinem 40. Abschuss das Eichenlaub zu seinem Ritterkreuz verliehen, er wurde zum Hauptmann befördert und erhielt das Kommando über das III./JG 26.
 

1942 erlebte Priller die steigende Anzahl an Operationen der RAF, insbesondere des Fighter Commands, über dem Festland. Prillers III. Gruppe trug deutlich zum Gesamterfolg des JG 26 in Nordwesteuropa bei. Einige Teile des JG 26 waren bei Abbeville in Nordfrankreich stationiert und die allierten Mannschaften bezeichneten das JG 26 als die “Abbeville Boys”. Dabei kamen außerdem Gerüchte auf, die Einheit bestehe aus handverlesenen Elitepiloten. Bis Ende des Jahres hatte Josef Priller 80 Luftsiege erzielt und am 11. Januar 1943 wurde ihm das Kommando über das gesamte JG 26 übertragen.
 

Die B-17 Flying Fortress "Lady Liberty" wurde
1943 von Priller über Frankreich abgeschossen

Als führendes Ass seines Geschwaders waren seine Anforderungen gewaltig. Nur einen Monat nach seiner Kommandoübernahme wurde das III/JG 54 von der Ostfront überführt und seinem Befehl unterstellt. Nach einer Inspektion der Einheit weigerte sich Priller sie als Einsatzbereit zu erklären bis seine Anforderungen erfüllt wurden. Obwohl er weiterhin Kampfeinsätze flog, war er durch sein Kommando auch zunehmend mit Verwaltungsaufgaben beschäftigt. Außerdem wurde bei der Erprobung neuer Waffen und Gerätschaften auch seine Meinung eingeholt.
 

Aus diesem Grund kam er 1943 immer weniger dazu Kampfeinsätze zu fliegen. Während seiner Abwesenheit im Kampf hatte sein Geschwader mit der steigenden Anzahl von USAAF-Bombern zu kämpfen, die den Kanal von ihren britischen Basen aus überflogen. Prillers letzter Abschuss des Jahres 1943 war eine B-17 der 96. Bombergruppe. Diese schoss er am 20. Oktober als seinen 95. Luftsieg ab. Bis zu seinem nächsten Abschuss, wieder eine B-17, sollten sechs Monate vergehen.
 

Durch die Invasion der Alliierten am 6. Juni 1944 gab es für das JG 26 eine Übergangzeit, in welcher die Maschinen auf verschiedene Stützpunkte verlegt wurden. Im 1962 gedrehten Hollywoodfilm “Der längste Tag” wurde eine Aktion Prillers am Landungsabschnitt “Sword-Beach” aus dieser Zeit verewigt. Er und sein Flügelmann flogen mit ihren Fw 190 Angriffe auf die britischen Bodentruppen. Seine Darstellung im Fim ist in höchstem Maße fiktiv, allerdings bestätigen seine Kameraden, dass sie kein völliger Unsinn ist.
 

Am 15. Juni erzielte Priller seinen 100. Abschuss. Als er seine Jäger gegen einen großen amerikanischen Bomberverband führte, griff er eine B-24 der 492. Bombergruppe an, die an linker Position einer V-Formation aus drei Bombern flog. Er flog von vorne an und konnte vor seinem Abtauchen erkennen, wie seine Geschosse in das Cockpit des Bombers und die beiden Motoren der linken Tragfläche einschlugen.. Er konnte mitverfolgen, wie der Bomber abstürzte und dabei Feuer aus drei seiner Motoren schlug. Prillers nächster und letzter Abschuss erfolgte am 12. Oktober 1944 an einer P-51. Die meisten Abschüsse erzielter er an einmotorigen Jägern und wurde dabei als der größte Spitfire-Killer aller Zeiten berühmt, da er mehr Maschinen dieses Typs vom Himmel fegte als jeder andere Pilot des Zweiten Weltkriegs.
 

Sein letzter Kampfeinsatz erfolgte am 1. Januar 1945. Er führte dabei sein JG 26 bei der Operation Bodenplatte an. Dabei handelte es sich um den kostspieligen Versuch, alliierte Flugplätze in den Niederlanden anzugreifen. Ende Januar 1945 wurde er zum Inspektor der Jäger (Ost) ernannt. Diesen Posten hatte er bis zum Ende der Feindseligkeiten inne. Nach dem Krieg heiratete er und wurde im heimatlichen Bayern der Leiter einer Brauerei in Augsburg. Im Mai 1961 erlag er im Alter von nur 45 Jahren tragischerweise einem Herzinfarkt.
 


Über den Autor

     

Mark Barber, historischer Berater bei War Thunder

Mark Barber ist Pilot bei den Luftwaffenverbänden der Royal Navy des Vereinigten Königreichs. Sein erstes Buch wurde von Osprey Publishing 2008 verlegt. In der Zwischenzeit hat er einige weitere Tite für Osprey geschrieben und auch Artikel in verschiedenen Magazinen, z.B. im Luftfahrtmagazin "Flypast", veröffentlicht.  Sein Hauptinteresse gilt der britischen Marinefliegerei im Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Geschichte des RAF Fighter Command im Zweiten Weltkrieg. Für Gaijin Entertainment ist er als historischer Berater tätig und darüber hinaus in den historischen Bereichen des War Thunder Forums aktiv. Regelmäßig schreibt er die Artikel zum "Ass des Monats".


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