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Die Polikarpov U-2/Po-2
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Po-2 'Wooden' Tarnanstrich von Rapanui128pl | hier herunterladen


Eine von den Deutschen 1941
eroberte Polikarpov U-2/Po-2

Selbst eine nur oberflächliche Suche in den War Thunder Foren fördert eine kleine Anzahl an Flugzeugen zutage, von denen die Community der Meinung ist, sie wären im Spiel völlig nutzlos. Ein Flugzeug wird in diesem Zusammenhang besonders oft genannt: Dieses Flugzeug ist die Polikarpov Po-2, ein sowjetischer Doppeldecker mit niedriger Kampfeinstufung und einer sehr limitierten Bombenzuladung. Genau wie in unserem früheren Artikel über die Kingfisher halten viele dieses Flugzeug sowohl im Luft-, als auch im Bodenkampf für nutzlos. Aber es gibt leider einige Aspekte in realen Kämpfen die in einem Computerspiel nicht nachgestellt werden können und die Rote Armee konnte einige der Po-2 im Zweiten Weltkrieg sogar sehr nutzbringend einsetzen.
 

Die Po-2 erblickte das Licht der Welt als ihr Prototyp, die U-2TPK, das erste Mal in die Luft aufstieg. Die Idee, die hinter diesem Prototypen stand, war ökonomisch und praktikabel. Es war durch seine wartungsarme und reparaturfreundliche Bausweise mit den aus vier identischen Teilen bestehenden Tragflächen ein wirtschaftlich günstiges Ausbildungsflugzeug, denn die einzelnen Teile der Tragflächen konnten bei Abnutzung oder Beschädigung einfach ausgetauscht werden. Außerdem waren Quer-, Höhen-, und Seitenruder ebenfalls baugleich. Doch obwohl diese Konstruktionsweise für das Wartungpersonal sehr vorteilhaft war, war die U-2TPK ein Albtraum für ihre Piloten. Sie war nicht einfach zu fliegen, verzieh kaum Fehler und verfügte über keine guten Leistungseigenschaften.
 

Beim Bau des nächsten Prototypen war die Zielsetzung wieder konventioneller. Diesmal waren Leistung und Steuerverhalten die oberste Priorität. Mit einer neuen Tragflächenkonstruktion und einem neuen Fahrwerk stieg dieser Prototyp im Januar 1938 in die Luft auf. Diese Konstruktion erfüllte die Erwartungen und die Serienproduktion lief bis Ende des Jahres auf volle Stärke an.
 

Aber warum war dieses Flugzeug so nützlich? Es war eine ideale Kombination aus Gutmütigkeit, Stabilität und in gewissem Maße Agilität. Dies machte die Polikarpov U-2 zu einem idealen Ausbildungsflugzeug. Ein Schulungsflugzeug ist anders als alle anderen Flugzeuge, die ein Pilot in seinem Leben fliegen wird. Es ist das Flugzeug in dem er sich das erste Mal auf den Pilotensitz setzt und tatsächlich fliegt. In diesem Flugzeug erlernt er die Grundlagen für seine gesamte Pilotenkarriere und der Anblick des Cockpits wird immer in der Erinnerung als einer der denkwürdigsten Minuten seiner gesamten Karriere - dem ersten Einzelflug - bleiben.
 

Ganze Pilotengenerationen erlernten auf diesem Flugzeug die Grundlagen des Fliegens wie steigen, stürzen, wenden, Strömungsabrisse, das Abfangen aus dem Strömungsabriss und die Grundlagen der Navigation. Nach dem Tod ihres Entwicklers Nikolai Polikarpov wurde die U-2 zu seinen Ehren in Po-2 umbenannt. Sowjetische Flugpioniere der Vorkriegszeit, Il-2 Piloten, die weltweit erste Kampfpilotin und sogar spätere Piloten der berühmten MiG-15 - sie alle erlernten die Grundlagen des Fliegens auf diesem, oder einem ihm sehr ähnlichen Flugzeug. Ohne Schulflugzeuge wie die Po-2 gäbe es keine Luftfahrt, denn es wäre sonst unmöglich Piloten das Fliegen zu lehren und sie auf anspruchsvollere Flugzeuge vorzubereiten. In dieser Rolle fand die Po-2 ihre wichtigste Aufgabe.
 

Aber auch schon vor der deutschen Invasion der Sowjetunion im Jahr 1941 wurde dieser beliebte kleine Doppeldecker immer wieder modifiziert um es ihm zu ermöglichen, Rollen auszuüben, an die nie gedacht wurde als die ersten Bleistiftlinien seiner Konstruktionspläne gezogen wurden. Eine gewölbte Kanzel über seinem hinteren Cockpit machte aus ihm einen kleinen Personentransporter. Im Jahr 1934 ging man noch einen Schritt weiter und ersetzte das hintere Cockpit durch eine kleine geschlossene Kabine, die eine Trage und einen Sanitäter aufnehmen konnte. Durch weitere Änderungen des hinteren Cockpits erhielt man eine Doppelkabine und später sogar eine Fahrgastraum für vier Personen. Dazu gab es dann noch ein Funkgerät mit dem Artilleriefeuer geleitet werden konnte. 1935 wurde mit einem geänderten vorderen Cockpit experimentiert, bei dem der Pilot in Bauchlage flog, Mit Schwimmkörpern wurde aus der Po-2 ein Wasserflugzeug. Es gab Ausführungen für Bodenaufklärung, die statt dem serienmäßigen 100-PS-M-11-Sternmotor einen 710-PS-Wright-Cyclone-Motor eingebaut hatten. Eine weitere Modifikation für das Militär war eine Ausführung, bei der ein Lautsprecher installiert wurde, um damit über gegnerischen Stellungen zu fliegen und den Gegner mit Propaganda und psychologischer Kriegsführung zu beschallen.
 

Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges war die bekannteste Rolle der Po-2 aber die des Erdkampfflugzeugs. Der vielseitige Doppeldecker wurde mit einem einzelnen 7,62-mm-ShKAS-Maschinengewehr im hinteren Cockpit bewaffnet und trug bis zu 120 kg Bombenlast oder Startschienen für vier RS-82 Raketen. Die nächste Variante, das U-2LM “Leichtes Angriffsflugzeug”, bekam von den sowjetischen Bodentruppen wegen seiner oft gewagten Tiefflugangriffen den Spitznamen “Kukuruznik" (Mais-Ernter). Diese Variante konnte bis zu 200 kg Bombenlast tragen und war mit Leuchtkörpern , einem Scheinwerfer und einem Motor mit Abgasschalldämpfer für den Nachtkampf ausgestattet.
 

In dieser Rolle erntete die U-2 in allen Medien in den Händen des 588. Nachtbomberregiment großen Ruhm. Die Mannschaften des 588. starteten in der Nacht unzählige Bombenangriffe in kurzer Entfernung auf deutsche Stellungen. Sie verursachten dabei keinen großen Schaden an Mensch und Material aber die psychologische Wirkung auf die deutschen Truppen und der andauernde Schlafentzug waren viel wirkungsvoller. Stunde für Stunde, Nacht für Nacht (und manche Besatzungen flogen bis zu 18 Einsätze pro Nacht) störten die 588. und andere Einheiten die deutschen Truppen.
 

Die Besatzungen ließen ihre Motoren im Leerlauf und glitten lautlos durch die Nacht. Die einzige Vorwarnung auf den bevorstehenden Angriff war das Pfeifen des Windes, der über die Verstrebungen und Spanndrähte der Doppeldecker strich und erst kurz vor dem Abwurf der Bomben zu hören war. Durch die ständig drohenden oder stattfindenden Bombenangriffe blieb den Deutschen der Schlaf verwehrt und sie nannten die Frauen des 588. auch aus diesem Grund die “Nachthexen”.
 

Es gab später einige Mythen über diese Heldentaten: Die Po-2 wäre nur von den Frauen der 588. geflogen worden und bessere Flugzeuge wären alleine den Männern vorbehalten gewesen. Doch das ist nicht richtig. Tatsächlich flogen auch viele männliche Staffeln die Po-2 genauso effektiv und Marina Raskova und die anderen weiblichen Staffeln erhielten die ersten Jäger des Typs Yak-1 und Bomber des Typs Pe-2. Die Po-2 war kein ungeliebtes Flugzeug. Tatsächlich war sie sogar sehr angesehen.
 

In War Thunder ist es einfach die Po-2 nur als Kanonenfutter anzusehen. Ein leichtes Ziel, das nur dann erfolgreich ist, wenn es sich alleine über leichten Bodeneinheiten befindet und kein feindlicher Jäger in Sicht ist. Doch wenn man sich einen Moment Zeit nimmt und sich vorstellt wie es in der Realität war - nachts, ohne Radar und ohne rote Markierungen um das Ziel, ohne Entfernungsmesser und dem Vorhaltepunkt aus dem Arcade-Modus - dann wird alles plötzlich ganz anders. Der Kampfpilot versucht einen einsamen kleinen Doppeldecker zu finden, der auf Baumwipfelhöhe unter einem pechschwarzen Himmel fliegt. Doch selbst wenn er ihn findet ist die Höchstgeschwindigkeit dieses kleinen Doppeldeckers niedriger als die Mindestgeschwindigkeit eines modernen Jägers, wodurch es sehr gefährlich wird mehr als einen Zielanflug zu versuchen. Außerdem war die Po-2 wesentlich wendiger als jede Bf 109 oder Fw 190 bei niedrigen Drehzahlen. So wird es also ein echtes Problem ein fast nicht zu erkennendes Ziel zu bekämpfen, das in geringer Höhe langsamer fliegt als die eigene Abschmiergeschwindigkeit, das besser Manövrieren kann und hinten auch noch einen schmerzhaften Stachel hat.


Über den Autor

     

Mark Barber, historischer Berater bei War Thunder

Mark Barber ist Pilot bei den Luftwaffenverbänden der Royal Navy des Vereinigten Königreichs. Sein erstes Buch wurde von Osprey Publishing 2008 verlegt. In der Zwischenzeit hat er einige weitere Tite für Osprey geschrieben und auch Artikel in verschiedenen Magazinen, z.B. im Luftfahrtmagazin "Flypast", veröffentlicht.  Sein Hauptinteresse gilt der britischen Marinefliegerei im Ersten und Zweiten Weltkrieg und der Geschichte des RAF Fighter Command im Zweiten Weltkrieg. Für Gaijin Entertainment ist er als historischer Berater tätig und darüber hinaus in den historischen Bereichen des War Thunder Forums aktiv. Regelmäßig schreibt er die Artikel zum "Ass des Monats".


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